In der heutigen komplexen IT-Landschaft, die von ständigen Bedrohungen und sich entwickelnden Angriffstechniken geprägt ist, setzen viele Unternehmen auf Endpoint Detection and Response (EDR) und Extended Detection and Response (XDR) Lösungen, um ihre Netzwerke zu schützen. Obwohl diese Tools entscheidend sind, um viele Arten von Sicherheitsvorfällen zu erkennen und darauf zu reagieren, zeigen Erfahrungen, dass sie bei besonders ausgeklügelten Angriffen an ihre Grenzen stoßen können.
Die Grenzen von EDR und XDR
1. Abhängigkeit von bekannten Signaturen und Verhaltensmustern: EDR- und XDR-Systeme sind oft stark abhängig von Signaturen bekannter Malware und definierten Verhaltensmustern, um Bedrohungen zu identifizieren. Fortgeschrittene Angreifer entwickeln jedoch maßgeschneiderte Lösungen und Methoden, die speziell darauf ausgelegt sind, diese Erkennungsmechanismen zu umgehen. Das bedeutet, dass neue oder angepasste Schadsoftware, die keine erkennbaren Signaturen oder typischen Verhaltensmuster aufweist, möglicherweise nicht erkannt wird.
2. Mangel an Kontext und ganzheitlicher Sicht: Obwohl XDR-Lösungen eine breitere Datensammlung aus verschiedenen Quellen bieten, fehlt es ihnen oft an dem notwendigen Kontext, um die Daten effektiv zu korrelieren und zu interpretieren. Dies führt dazu, dass zwar viele Datenpunkte gesammelt werden, die Analyse jedoch oberflächlich bleibt und somit komplexe Angriffsszenarien nicht vollständig aufgedeckt werden können.
3. Falsche Alarme und Überwachungsmüdigkeit: Ein weiteres Problem stellt die hohe Anzahl von Fehlalarmen dar, die sowohl EDR- als auch XDR-Systeme produzieren können. Dies führt zu einer Überwachungsmüdigkeit bei den Sicherheitsteams, wodurch echte Bedrohungen in einem Meer von Fehlalarmen untergehen können.
4. Ressourcen- und Know-how-Begrenzungen: Viele Unternehmen verfügen nicht über die notwendigen Ressourcen oder das spezialisierte Wissen, um EDR- und XDR-Tools vollständig zu nutzen und zu warten. Dieses Manko wird besonders deutlich, wenn es darum geht, die von diesen Systemen gelieferten Daten zu interpretieren und darauf basierend angemessene Reaktionen zu formulieren.
Beispiele aus der Praxis
Die Herausforderungen und Grenzen von EDR- und XDR-Systemen lassen sich anhand einiger Beispiele aus der Praxis veranschaulichen:
1. Umgehung durch Polymorphismus: Angreifer nutzen polymorphe Malware, die ihr Erscheinungsbild ständig ändert, um Signaturen zu umgehen. Da EDR und XDR stark von Signaturen abhängig sind, können solche Malware-Arten oft unentdeckt bleiben.
2. Ausnutzung von Zero-Day-Schwachstellen: Zero-Day-Exploits, also Schwachstellen, die noch nicht öffentlich bekannt oder gepatcht sind, können von Angreifern genutzt werden, bevor Sicherheitssysteme wie EDR oder XDR darauf eingestellt sind. Diese Art von Angriff ist schwer zu erkennen, da sie keine bekannten Signaturen oder Verhaltensmuster verwenden.
3. Seitliche Bewegungen und legitime Tools: Fortgeschrittene Angreifer verwenden Techniken des seitlichen Bewegens (Lateral Movement) und setzen dabei legitime Administrationswerkzeuge ein, was die Erkennung durch EDR und XDR erschwert. Diese Werkzeuge generieren Aktivitäten, die normal erscheinen und daher oft nicht als bösartig erkannt werden.
4. Angriffe auf das EDR-System selbst: In einigen Fällen richten sich Angriffe direkt gegen die EDR- oder XDR-Lösungen, um diese zu deaktivieren oder zu manipulieren. Solche Angriffe können schwerwiegende Folgen haben, da sie das gesamte Sicherheitssystem kompromittieren.
5. Hohe Rate von Falschpositiven: Die hohe Anzahl von Fehlalarmen, die durch EDR und XDR generiert werden können, führt oft dazu, dass Sicherheitsteams wichtige Warnungen übersehen. Dieses Phänomen wird auch als „Alarmmüdigkeit“ bezeichnet und kann dazu führen, dass echte Bedrohungen nicht rechtzeitig erkannt oder behandelt werden.
Diese Beispiele unterstreichen die Notwendigkeit, Sicherheitssysteme kontinuierlich zu überprüfen und zu verbessern, um mit den sich ständig ändernden Taktiken und Techniken der Angreifer Schritt zu halten.
Strategien zur Verbesserung der Cybersicherheit
A. Anpassung und Weiterentwicklung: IT-Entscheider und Administratoren müssen kontinuierlich in die Weiterbildung ihrer Teams und die Anpassung ihrer Sicherheitssysteme investieren, um mit den sich ändernden Angriffstechniken Schritt zu halten.
B. Einsatz von KI und maschinellem Lernen: Der Einsatz von fortgeschrittenen KI-Technologien kann dazu beitragen, das Erkennungsvermögen von EDR- und XDR-Systemen zu verbessern, indem ungewöhnliche Muster erkannt werden, die sonst unentdeckt bleiben könnten.
C. Betonung auf proaktive Verteidigungsmaßnahmen: Statt sich ausschließlich auf Erkennung zu verlassen, sollten Unternehmen eine proaktivere Sicherheitsstrategie verfolgen, die Risikomanagement, die Stärkung von Endpunkten und die Schulung der Mitarbeiter umfasst.
D. Verbesserung der Incident Response: Eine effektive Incident-Response-Strategie ist entscheidend, um die Auswirkungen von Sicherheitsvorfällen zu minimieren. Diese sollte eine schnelle Identifikation, eine umfassende Untersuchung und eine koordinierte Reaktion auf Sicherheitsvorfälle beinhalten.
E. Härtung durch die Implementierung von einem „Berechtigungskonzept“ unter Berücksichtigung von einer AD Tiering Struktur.
F. Implementierung einer vollständigen Zero-Trust-Architektur.
Siehe hierzu: Zero-Trust-Implementierung mit Microsoft 365
Trotz der fortschrittlichen Technologien, die EDR und XDR bieten, sind sie keine Allheilmittel. Die Sicherheitslandschaft erfordert eine ständige Anpassung und Weiterentwicklung der Strategien und Werkzeuge, um den Bedrohungen immer einen Schritt voraus zu sein